Die Thüringer Bauernhäuser gelten als das älteste Freilichtmuseum Deutschlands. Der Heinrich-Heine-Park in Rudolstadt ist allerdings nicht der ursprüngliche Standort der aus mehreren Gebäuden bestehenden Hofanlage. In den Jahren 1914/1915 wurden die beiden Häuser, das Unterhaseler und das Birkenheider Haus, an ihren ursprünglichen Orten abgetragen und hier wiederaufgebaut. Heimatverbundene Bürger Rudolstadts retteten die Fachwerkbauten vor dem drohenden Abriss. Unterstützung fanden sie in der „Marie-Richter-Stiftung“, die auf die Familie Richter, Inhaber der Produktionsstätte „Richters Anker-Steinbaukästen“ in Rudolstadt, zurückgeht. Sie trugen nicht nur zum industriellen Aufschwung in Rudolstadt bei, sondern engagierten sich ebenso in kulturellen und sozialen Projekten. Nach der Umsetzung der Häuser übernahmen ehrenamtlich tätige Bürger des „Vereins für Rudolstädter Geschichte und Heimatschutz“ die Ausstattung der Häuser mit bäuerlichem Mobiliar, Haus- und Arbeitsgeräten sowie Erzeugnissen der textilen Volkskunst, die in der Umgebung Rudolstadts gesammelt wurden. Im Laufe der Jahre kamen so über 1000 Einzelstücke zusammen, vom Löffel bis zur Kinderwiege, von der Kartoffelreibe bis zum Webstuhl. Trotz des Ersten Weltkrieges konnte der Wiederaufbau und die Einrichtung in nur gut einem Jahr umgesetzt werden, sodass im Mai 1915 das Museum feierlich eröffnet werden konnte.
1939 wurde das Museum von der Stadt Rudolstadt übernommen. 1964 erfolgte der Anschluss als Außenstelle an die Staatlichen Museen Heidecksburg Rudolstadt. Seit 2006 wird die Anlage wieder durch die Stadt Rudolstadt betrieben, während das Inventar dem Thüringer Landesmuseum Heidecksburg zugehörig ist.
Die formschönen und farbenfreudigen Produkte der Volkskunst bilden einen scheinbaren Gegensatz zur niederen sozialen Stellung der bäuerlichen Bevölkerung. Diese Kunst, die ihren Höhepunkt an der Wende zum 19. Jahrhundert erreichte und in ihrer Einheit von Inneneinrichtung und Architektur zu sehen ist, sollte einen Gegenpol zu ihrer schlechten sozialen Lage bilden. Es ist keine Kunst, die wie bei Adel und Bürgertum ausschließlich auf Repräsentation ausgerichtet ist, sondern die bäuerliche Kunst ist fast ausnahmslos angewandte Kunst, Zweckmäßigkeit verbunden mit Formschönheit.